Bericht: LKS-Fachtagung 2021
Die erste Fachtagung der Koordinierungsstelle der nds. Frauen- und Mädchenberatungsstellen gegen Gewalt – ein voller Erfolg!
Am 1. Juli 2021 fand die erste interdisziplinäre Fachtagung der Koordinierungsstelle der nds. Frauen- und Mädchenberatungsstellen gegen Gewalt als Live-Stream statt. Im Rahmen der Fachtagung wurde herausgearbeitet, wo Niedersachsen aktuell in der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen* und Mädchen* steht, welche Auswirkungen die COVID-19 Pandemie darauf hat(te) und was dies für die Umsetzung der Istanbul-Konvention bedeutet.
Die über 400 Anmeldungen spiegelten ein großes Interesse und einen hohen Bedarf an der Auseinandersetzung mit der Thematik wider. Darüber hinaus konnte die Koordinierungsstelle die Gelegenheit nutzen ihre Arbeit und die Mitarbeiter:innen der Geschäftsstelle vorzustellen. Auch die Niedersächsische Sozialministerin Daniela Behrens nahm an der Tagung teil und sprach ein Grußwort.
Prof. Dr. Janina Steinert (Technische Universität München) stellte im ersten Input der Fachtagung die Studie zu „Häuslicher Gewalt an Frauen und Kindern während der COVID-19 Pandemie in Deutschland“ vor. „Insgesamt kann durch eine stärkere öffentliche Aufmerksamkeit zu dem Thema häusliche Gewalt ein generelles Bewusstsein geschaffen werden, dass auch zur Entstigmatisierung des Phänomens beitragen und dabei helfen kann, dass betroffene Frauen sich nicht mehr schämen müssen, Hilfe in Anspruch zu nehmen“, so Steinert.
Im zweiten Input des Tages referierten Prof. Dr. Ariane Brenssell und Jessica Eckhardt M.A. (Hochschule Ostfalia) zu „Kontextualisierte Traumaarbeit und Istanbul –Konvention: Die Bedeutung von partizipativer Forschung und Intervention für die Umsetzung der Istanbul-Konvention gegen häusliche Gewalt“. Im Rahmen des Inputs wurde die Istanbul-Konvention näher beleuchtet, die nun erstmalig im Rahmen einer internationalen Konvention anerkennt, „dass Gewalt gegen Frauen der Ausdruck historisch gewachsener Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen ist“, so Eckhardt.
In der Talk-Runde diskutierten Prof. Dr. Ariane Brenssell, Prof. Dr. Maria Wersig (Hochschule Hannover, Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes) und Olga Barbje (Frauenberatungsstelle Osnabrück).
Es wurde herausgearbeitet, dass noch große Lücken in der Umsetzung der Istanbul Konvention in Niedersachsen und in der flächendeckenden Versorgung mit Beratungsangeboten zu geschlechtsspezifischer Gewalt bestehen. „Zwar gibt es in Niedersachsen Beratungsstellen, die zu geschlechtsspezifischer Gewalt arbeiten, jedoch basieren diese nach wie vor auf freiwilligen Leistungen und werden nicht in ihrer inhaltlichen Bandbreite flächendeckend angeboten“, erklärt Olga Barbje. Prof. Dr. Ariane Brenssell appellierte daran, das nach wie vor enorme Stadt-Land-Gefälle in Niedersachsen bei der geführten Diskussion nicht aus dem Blick zu verlieren. Dass es nach wie vor vom Zufall abhängt, ob und wie Betroffene nach einer Gewalterfahrung versorgt werden, ist eine Situation in Niedersachsen, die weit unter dem von der Istanbul Konvention gefordertem Standard liegt. Darüber hinaus wurde dargestellt, inwiefern die Pandemie die Arbeit der Fachberatungsstellen verändert und herausgefordert hat.
Die Koordinierungsstelle der nds. Frauen- und Mädchenberatungsstellen gegen Gewalt bedankt sich bei Ministerin Behrens, bei den Referent:innen und Teilnehmenden der Talk-Runde für die Mitwirkung. Darüber hinaus gilt ein großer Dank dem „Desimo spezial club“ des Apollo Kinos Hannover, der eine überaus professionelle Realisierung des Live-Streams ermöglicht haben.
Wir danken auch den Teilnehmenden für das umfangreiche Feedback zur Tagung und freuen uns, Sie bei der Web-Seminar Reihe und der nächsten Fachtagung der Koordinierungsstelle begrüßen zu dürfen.
Ein Zusammenschnitt der Tagung ist unter www.lks-niedersachsen.de/fachtagung zu finden.