Pressemitteilung

8. Mrz 2021

AM WELTFRAUENTAG UND AN JEDEM ANDEREN TAG: ENTSCHLOSSEN, FEMINISTISCH UND SOLIDARISCH IM KAMPF GEGEN DAS PATRIARCHAT!

Hannover | 08.03.2021

Die weltweite Pandemie trifft uns alle. Die zunehmenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens sind für alle gleich. Ungleich sind aber die Auswirkungen, denn diese sind ein Spiegelbild der bestehenden gesellschaftlichen Machtverhältnisse. Für Frauen* und Mädchen*, die von sexualisierter und häuslicher Gewalt betroffen sind, stellt die Isolation zu Hause eine große Bedrohung dar. Diese Bedrohung war schon vor der Pandemie real.

Am 08.März sowie an jedem anderen Tag müssen wir uns einmal mehr die Frage stellen: Wer wollen wir als Gesamtgesellschaft sein?

Derzeit sind wir eine, in der statistisch alle 45 Minuten eine Frau* körperliche Gewalt durch den Partner* erlebt. An jedem dritten Tag münden die verübten Gewaltexzesse durch Partner*/ Ex- Partner* in einem Femizid. Tötungsdelikte sind nicht geschlechtsneutral. Sie werden dreimal häufiger von Männern* als von Frauen* begangen, obwohl fast die Hälfte der Opfer von vollendeten Tötungsdelikten weiblich sind.

Die Profiteure der bestehenden Machtverhältnisse stemmen sich nach wie vor gegen das Aufbrechen der gesellschaftlichen Strukturen, obwohl die neuesten Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik weiterhin einen Anstieg an Gewalt gegen Frauen* verzeichnet. Die oberflächliche Behandlung der Anerkennungskämpfe marginalisierter Gruppen dient dazu, die diskriminierenden Strukturen an sich unangetastet lassen zu können. Währenddessen werden – begünstigt durch diese Strukturen – Frauen* und Mädchen* getötet.

Marginalisierte Gruppen werden von der Dominanzgesellschaft nicht ausreichend geschützt. Das wurden sie noch nie. Denn die prekäre Lebensrealität dieser Gruppen als Teil der eigenen Wirklichkeit wahrzunehmen, würde bedeuten, die fatalen Auswirkungen des Patriarchats anzuerkennen.

Die Pandemie wirkt wie ein Brennglas für die bestehenden Ungleichheiten. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die unterschiedlichen Auswirkungen auf Frauen*, Mädchen* und weitere marginalisierte Gruppen in der Krise zu erkennen. Dazu gehört auch ihre Schutzwürdigkeit als gleichberechtigt anzuerkennen und solidarisch gegen die gewalttätigen patriarchalen Strukturen, die den Nährboden für Sexismus, Rassismus und Gewalt an marginalisierten Gruppen bilden, vorzugehen.

Die Koordinierungsstelle der nds. Frauen- und Mädchenberatungsstellen gegen Gewalt und ihre (spezialisierten) Fachberatungsstellen fordern:

  • Eine gesicherte, langfristige und fallunabhängige Finanzierung der Frauen- und Mädchenberatungsstellen, Notrufe und spezialisierte Fachberatungsstellen bei sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend
  • Ausbau eines flächendeckenden Hilfenetzwerks insbesondere in den ländlichen Regionen
  • Schaffung eines barrierefreien Zugangs zu den Beratungs- und Hilfsangeboten und die weitere Qualifizierung von Sprachmittler*innen.
  • Die Bereitstellung von (finanziellen) Ressourcen für die Öffentlichkeits-, Präventions-, und Aufklärungsarbeit.

Tödliche Gewalt gegen Frauen* und Mädchen* ist kein Schicksal. Ihre Prävention ist eine gesellschaftliche, politische und staatliche Aufgabe!