Nachklapp: Abschlussfachtagung 2022

15. Jul 2022

Abschlussfachtagung der Koordinierungsstelle – ein voller Erfolg!

PREKÄRE ARBEITSBEDINGUNGEN FÜR FACHBERATUNGSSTELLEN: „SOLANGE WIR GEGEN GEWALT KÄMPFEN; KÄMPFEN WIR AUCH DAFÜR EINE ANGEMESSENE FINANZIERUNG ZU ERHALTEN”

Abschlussfachtagung der Koordinierungsstelle der nds. Frauen- und Mädchenberatungsstellen gegen Gewalt in Hannover.

„Um eine umfassende und ganzheitliche Versorgung bei erlebter geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt zu gewährleisten, benötigt es eine nachhaltige Vernetzung auf allen Ebenen“ machten Jessica Lach und Lisa Schmitz, Projektleitungen der Koordinierungsstelle, in ihrer Auftaktrede der Abschlussfachtagung des Modellprojekts am 12. Juli 2022 in Hannover deutlich. Auch die niedersächsische Sozialministerin Daniela Behrens betonte in ihrem digitalen Grußwort, dass „Gewalt gegen Frauen* kein individuelles, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und ein starkes Hilfesystem benötigt wird, um schutzbedürftigen Frauen* und ihren Kindern Unterstützung zu gewährleisten“.

Am Dienstag, den 12.07.2022 kamen in Hannover rund 90 Fachkräfte im Pavillon Hannover (und ca. 50 via Live-Stream) zusammen, um gemeinsam einen Blick auf die aktuelle Versorgungs- und Vernetzungssituation im Kontext von geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt an Frauen* und Kindern zu werfen.

Neben Impulsvorträgen von der Bundes- und kommunalen Ebene, sowie einer Podiumsdiskussion zwischen Vertreter*innen aus Fachberatungsstellen, Beratungs- und Interventionsstellen, Frauenhäusern und dem Sozialministerium, wurde auch die Bestandsaufnahme der Koordinierungsstelle vorgestellt. Diese warf einen Blick auf die aktuellen Lücken und Herausforderungen und stellte Handlungsempfehlungen für die Landesregierung, die Landkreise und Kommunen in Niedersachsen vor.

Das Thema einer sicheren und nachhaltigen Finanzierung des Hilfesystems zog sich durch alle Beiträge hindurch und verdeutlichte unweigerlich die prekäre Lage, in der sich viele Einrichtungen im gewaltspezifischen Hilfesystem aktuell in Niedersachsen befinden. Ulrike Brockhaus vom Frauennotruf Göttingen betonte, dass es erhöhte, sichere und nachhaltige finanzielle Ressourcen braucht „solange wir gegen Gewalt kämpfen, kämpfen wir auch dafür eine angemessene Finanzierung zu erhalten“.

Neben der direkten Finanzierung des Hilfesystems, war die fehlende Weiterfinanzierung der Koordinierungsstelle ein zentrales Thema des Fachtages über das sich viele Fachkräfte erschüttert zeigten. „Für so eine Interessensvertretung auf Landesebene habe wir autonomen Fachberatungsstellen lange gekämpft (…). Durch die Arbeit der Koordinierungsstelle wurden unsere Stimmen lauter und damit auch die Stimme jeder einzelnen betroffenen Person“, machte Rosa Berger-Keller, Vorstandsfrau des Trägervereins Verbund der niedersächsischen Frauen- und Mädchenberatungsstellen gegen Gewalt e.V., deutlich. Katja Grieger, Leiterin des bff e.V. , betonte, dass „ohne Vernetzung keine gute Einzelfallarbeit“ möglich wäre und eine „Landes- und Bundesvernetzung wichtig ist, um strukturelle Probleme gebündelt“ anzugehen.

Die Koordinierungsstelle hat sich nach nur 2,5 Jahren als feste Anlaufstelle für Fachkräfte, Fachöffentlichkeit, sowie Landespolitik etabliert und sich zum Ziel gemacht die Bekanntmachung der Istanbul-Konvention in Niedersachsen zu stärken, sowie die Stimmen der Betroffenen und der Fachberatungsstellen in die landespolitischen Bedarfsplanungen und Entscheidungsprozesse einzubringen.

Die Arbeit der Koordinierungsstelle als Modellprojekt endet nun mit dieser Abschlussfachtagung.

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Stream

Der Stream der Abschlussfachtagung ist auf unserem Youtube-Kanal abrufbar unter: